Zwei Mädchen mit Tablet und AR-Brille vor Motorraum
Barbara Dingfelder
Das Tablet zeigt eine erweiterte Lernaufgabe: Im Rahmen des Projektes "AriHA" am Bildungszentrum Schweinfurt der Handwerkskammer für Unterfranken wird der Einsatz von AR-Technologie in der Überbetrieblichen Ausbildung erprobt,

Mit Augmented Reality in die handwerkliche Ausbildung eintauchen

Ein bisschen ungewohnt wirkt es noch, wenn Thomas Planer mit der futuristisch anmutenden Augmented Reality-Brille in der Werkstatt steht. Immer wieder tippt er mit dem Zeigefinger vor sich ins Leere. Nach wenigen Handgriffen ist das System startklar und auf dem Bildschirm vor ihm erscheint das 3D-Abbild der elektrischen Einheit eines Elektrofahrzeugs. Was der Leiter des Bildungszentrums hier vorführt, kommt in dieser Form auch in den überbetrieblichen Kursen in Schweinfurt im Rahmen des Projektes ARihA, kurz für "Augmented Reality in der handwerklichen Ausbildung", zum Einsatz. Noch sind es Testläufe, doch für Thomas Planer hat die Technologie großes Potential. "Mit ARihA wollen wir die Basis für den flächendeckenden Einsatz von AR in der Überbetrieblichen Ausbildung schaffen", erläutert er. Die bisherigen Ergebnisse stimmen zuversichtlich, denn die Technologie wird sowohl von Auszubildenden als auch Ausbilderinnen und Ausbildern offen angenommen.

Erweiterung der Realität

Augmented Reality bezeichnet die Erweiterung der Realität um digitale Elemente, die über eine spezielle Brille oder auch Smartphone und Tablet zugänglich gemacht werden. "Der große Vorteil dabei sind situativ überlagerte Informationen, auf die Auszubildende während der Bewältigung ihrer Arbeitsaufgabe zugreifen können", erläutert Thomas Planer. Denn während Auszubildende beim klassischen Lernen Informationen aus Fachbüchern, Bedienungsanleitungen oder auch elektronischen Medien einzeln zusammenstellen müssen, werden beim Einsatz von AR alle für eine Aufgabe nötigen Informationen als Erweiterung der Realität direkt auf der Brille oder alternativ auf einem mobilen Endgerät angezeigt. Am Beispiel des Elektrofahrzeugs können Auszubildende die Anleitungen zu einzelnen Arbeitsschritten direkt dort abrufen, wo sie erfolgen sollen und werden auf diese Weise gezielt und Schritt für Schritt durch die Aufgabe geleitet.

Hand in Hand

Die AR-Technologie hat grundlegenden Einfluss auf die Art und Weise der Wissensvermittlung und Wissensaneignung. Im Projekt ARihA wurde deshalb mit Unterstützung des Institutes für Berufliche Lehrerbildung der Fachhochschule Münster im Vorfeld ein methodisch-didaktisches Konzept erarbeitet. Es legt die Rahmenbedingungen für den gewinnbringenden Einsatz digitaler Mittel in der Überbetrieblichen Ausbildung fest und wird aktuell in der Praxis der Kurse am Bildungszentrum erprobt und immer wieder angepasst. Die Erfahrungen und Ergebnisse dieser Praxistests werden darüber hinaus durch das private Forschungsinstitut Medien Kompetenz International aus Stuttgart kontinuierlich evaluiert. "Die wissenschaftliche Begleitung des Projektes stellt sicher, dass unsere Erkenntnisse künftig auch in anderen Handwerkskammern und Bildungsstätten angewandt werden können", erläutert Thomas Planer. Zusammenfließen sollen sie zum Projektabschluss in einem so genannten "Train-the-Trainer"-Konzept, anhand dessen Ausbilderinnen und Ausbilder für den Einsatz der Technologie in ihren Kursen geschult werden können. Das Bildungszentrum Schweinfurt möchte dann als erste Bildungsstätte bundesweit Schulungen in diesem Bereich anbieten.

Veränderungen

Noch bis Mitte 2023 läuft das ARihA-Projekt am Bildungszentrum Schweinfurt der Handwerkskammer für Unterfranken. In der noch verbleibenden Projektzeit sollen unter anderem die Praxistests auf weitere Gewerke ausgeweitet, Lerninhalte auf eine digitale Plattform überführt und Kursabläufe angepasst werden. Große Veränderungen sind es, die bereits jetzt durch das Projekt ARihA in Schweinfurt angestoßen wurden. Sie haben das Potential, die Ausbildung im Handwerk noch moderner und an die Wirklichkeit in den Betrieben angepasst zu gestalten. Denn auch dort sind digitale Technologien zunehmend im Einsatz.



 

Projektwebseite

Ausführliche Informationen zum Projekt gibt es auf  www.projekt-ariha.de

 

Das Projekt "Augmented Reality in der handwerklichen Ausbildung (ARihA)" wird gefördert im Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Das Sonderprogramm wird durchgeführt vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).