Künstliche Intelligenz als Werkzeug im Handwerk?
Künstliche Intelligenz, kurz KI, ist bereits im Alltag vieler Menschen angekommen. Sie generiert Texte nach unseren Vorgaben, schlägt uns beim Onlineshopping passende Produkte vor oder übersetzt in Sekundenbruchteilen in eine fremde Sprache. Auch im Handwerk wird Künstliche Intelligenz in Zukunft in die Werkzeugkiste gehören sagt Robert Falkenstein. Er ist Projektleiter im Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk Schaufenster Bayreuth, das sich schwerpunktmäßig mit Fertigung und Automatisierungstechnologien und in diesem Zusammenhang auch mit den Einsatzmöglichkeiten von KI im Handwerk beschäftigt. Im Interview spricht er über Einsatzmöglichkeiten, erste Schritte für Betriebe und Unterstützungsangebote.
Wo ist KI im Handwerk bereits zu finden?
Robert Falkenstein: Aktuell haben sich drei Kategorien etabliert, die für das Handwerk nutzbar und teilweise schon im Einsatz sind. Künstlicher Intelligenz ermöglicht zum Beispiel genaue Bedarfsvorausplanungen. Im Nahrungsmittelhandwerk können so Verbräuche analysiert und die Produktionsmengen entsprechend angepasst werden. Dann gibt es natürlich die generative KI wie ChatGPT, die zum Einsatz kommt, um Texte für Werbeanzeigen, Webseiten oder Social Media zu erstellen. Und es werden bereits gewerkespezische Spezialanwendungen genutzt. Sie umfassen zum Beispiel Anwendungen im Bauhandwerk zur Messung von Feuchtigkeit in Gebäuden oder zur Visualisierung von Raumgestaltungen im Malerhandwerk.
Ist KI also im Handwerk bereits angekommen?
Wir stehen mit KI-Anwendungen im Handwerk erst am Anfang. Nicht in allen 130 Gewerken existieren bereits Lösungen. Aber ich gehe davon aus, dass die Entwicklung schnell voranschreitet und KI sich auch im Handwerk immer weiterverbreiten wird.
Was kann KI für das Handwerk bzw. für einen Betrieb leisten?
Sie kann eingesetzt werden, um bürokratische Aufgaben schneller abzuwickeln, indem sie etwa Rechnungen automatisch einliest und über eine Schnittstelle ins System überträgt. Sie kann die Kommunikation mit Kunden erleichtern, indem sie Projekte vor der eigentlichen Umsetzung visualisiert. Handwerksbetriebe und Kunden können sich so genau darüber abstimmen, wie zum Beispiel ein Bad gestaltet werden soll, was wiederum Nacharbeiten verhindern kann. Kurz gesagt, mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Handwerk können Zeit und Ressourcen gespart werden. Oder umgekehrt ausgedrückt, mit KI können Zeit und Ressourcen für das eigentliche, originäre Handwerk freigesetzt werden.
Wie können Betriebe einen ersten Zugang zu KI finden?
Einen ersten Zugang bieten sicherlich bereits fertige und am Markt etablierte KI-Anwendungen, die Unternehmen einkaufen und nutzen können. Wer Künstliche Intelligenz auf die Prozesse im eigenen Betrieb abstimmen und nutzen möchte, für den sind als Einstieg Baukästen zu empfehlen, von denen ebenfalls bereits einige am Markt verfügbar sind. Das sind KI-Bausteine, die bis zu einem gewissen Grad individualisiert werden können.
Wo können interessierte Unternehmerinnen und Unternehmer Unterstützung erhalten, wenn sie KI-Anwendungen einsetzen möchten?
Grundsätzlich ist es immer hilfreich Netzwerke und Unterstützungsangebote zu nutzen, um sich über Möglichkeiten und aktuelle Anwendungen zu informieren. Hier ist unser Team vom Mittelstand Zentrum Digital Handwerk beispielsweise eine Anlaufstelle, ebenso wie die Beauftragten für Innovation und Technologie in den Handwerkskammern oder regionale Hochschulen. Interessant sind sicherlich auch so genannte Hackathons. Hier kommen Handwerker und Programmierer zusammen, um gemeinsam Spezialanwendungen realisieren. Hackathons bietet beispielsweise das Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk an, aber auch regional gibt es hier bereits einige Angebote.
Worauf sollten Handwerksbetriebe achten, wenn sie gemeinsam mit externen Partnern, individuelle KI-Anwendungen entwickeln möchten?
Wichtig ist vor allem, dass sich die technischen Profis mit dem Handwerk auskennen und es in seiner Vielfalt und Individualität verstehen. Gleichzeitig muss der Handwerker bzw. die Handwerkerin genau wissen und benennen können, was gebraucht wird. Der Nutzen und Einsatzzweck der KI sollte also klar sein, dann steht einer erfolgreichen Entwicklung nichts im Wege.
Wie kann das Mittelstand Digital Zentrum Handwerk Unternehmen unterstützen, die KI einsetzen möchten?
Ich möchte hier betonen, dass wir keine Systemintegratoren sind, also keine Anwendungen programmieren können. Unternehmen erhalten bei uns allgemeine Informationen zu aktuellen technischen Möglichkeiten bis hin zu gewerke- oder auch unternehmensspezifischer Unterstützung. Wir helfen bei der Entscheidungsfindung, welche Anwendung sinnvoll ist und damit beim Start vor der Umsetzung.
Wird KI im Handwerk irgendwann zum Standard, die Nutzung so selbstverständlich wie der Griff in die Werkzeugkiste?
Handwerkerinnen und Handwerker werden KI künftig genauso selbstverständlich nutzen, wie einen Computer. Diese Entwicklung wird die Anforderungen an Fachkräfte im Handwerk verändern. Sie benötigen künftig das entsprechende Anwendungswissen, um mit der KI arbeiten zu können. Dabei geht es nicht darum, den Algorithmus einer KI zu verstehen, sondern zu wissen warum die KI eingesetzt wird, wie sie bedient wird und wie ich sie im Arbeitsalltag nutzen kann.