Hände liegen aufeinander
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Bei uns zählt nicht, wo man herkommt. Sondern wo man hinwill.

Neben der momentan schwierigen wirtschaftlichen Lage hemmt auch der Mangel an Fach- und Arbeitskräften die Entwicklungsmöglichkeiten der bayerischen Handwerksbetriebe. "Die Versorgung mit Arbeitskräften ist ein Engpassfaktor, der das Handwerk einschnürt. 38.200 Stellen für qualifizierte Fachkräfte sind bei den Arbeitsagenturen im Freistaat für das Handwerk gemeldet. Davon sind rein rechnerisch 19.300 nicht zu besetzen, weil es keine Arbeitssuchenden mit entsprechender Qualifikation gibt", berichtet Franz Xaver Peteranderl, Präsident des Bayerischen Handwerkstages (BHT).

Zahlen & Fakten

Laut Zahlen der Bundesagentur für Arbeit haben 19 Prozent der in Bayerns Handwerksbetrieben Beschäftigten keinen deutschen Pass – in den Bauberufen liegt der Anteil sogar bei 26 Prozent.

2023 waren im Jahresdurchschnitt 954.000 Menschen im bayerischen Handwerk tätig.

Alleine im unterfränkischen Handwerk gab es im vergangenen Jahr über 700 ausländische Auszubildende. Ihr Anteil an allen Auszubildenden beträgt aktuell knapp 11 %



Ludwig Paul, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Unterfranken: "Die bekannt gewordenen Pläne zur Vertreibung von in Deutschland lebenden Menschen sind zutiefst menschenverachtend. Das Handwerk ist als arbeitsintensiver Wirtschaftsbereich auf motivierte Beschäftigte angewiesen. Ohne Arbeitskräfte aus dem Ausland funktioniert unsere Wirtschaft nicht. Aus welchem Land sie kommen und welche Hautfarbe sie haben, spielt dabei überhaupt keine Rolle. Unser Handwerk steht für Toleranz, Weltoffenheit und gelebte Integration. In diesem Sinne bekennt sich die Handwerkskammer für Unterfranken zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung und den demokratischen Institutionen. Wir unterstützen den offenen politischen Diskurs, stellen uns aber entschieden gegen jegliche Form von Radikalismus und Extremismus. Fremdenfeindlichkeit und Rassismus haben keinen Platz. Wir heißen alle Menschen willkommen, für eine offene, bunte und demokratische Gesellschaft."



Resolution des Handwerks für Vielfalt und Zusammenhalt

Einstimmig hat die ZDH-Vollversammlung des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) am 29. Februar 2024 in München eine Resolution für Vielfalt und Zusammenhalt im Handwerk beschlossen:

Das deutsche Handwerk ist stolz auf seine Vielfalt und seinen Zusammenhalt. Eine Million Handwerksbetriebe mit 5,7 Millionen Beschäftigten und 350.000 Auszubildenden in 130 Ausbildungsberufen bilden unser Land in seiner Leistungskraft, in seiner ganzen Breite und in allen Regionen ab.

Standortverbundenheit und Weltoffenheit sind für das Handwerk keine Gegensätze. Es sind die Grundlagen unseres Erfolgs. Denn bei uns zählt nicht, wo man herkommt. Sondern was man erreichen will. Auch im Handwerk fühlen sich viele Menschen von Spaltungsversuchen in unserer Gesellschaft verunsichert, persönlich angegriffen und herabgesetzt. Diese Menschen lassen wir nicht allein. Wir wenden uns entschieden gegen jegliche Form von Hetze und Rassismus und stellen uns vor unsere Beschäftigten, Auszubildenden und Unternehmerinnen und Unternehmer, wie verschieden sie auch sein mögen. Sie gehören alle zum Erfolgsteam Handwerk und verdienen Respekt und Wertschätzung. 

Als bedeutende Wirtschafts- und Gesellschaftsgruppe liegt uns der Standort Deutschland und dessen Zukunft in einem geeinten und friedlichen Europa am Herzen. Für uns ist klar: Das Handwerk braucht einen Standort mit einem festen demokratischen, freiheitlichen, rechtsstaatlichen und weltoffenen Fundament. Demokratiefeindliche und rassistische Debatten schaden dem Wirtschaftsstandort Deutschland und damit auch dem deutschen Handwerk.

Für uns ist auch klar: Das Handwerk braucht einen Standort, für den eine mutige und verantwortungsvolle Politik neue Chancen eröffnet. Wir brauchen eine Politik, die Probleme anpackt und dadurch neues Vertrauen gewinnt. Für mehr Wettbewerbsfähigkeit, für größere Bildungschancen und bessere Integration. Mit Vielfalt, Zusammenhalt und Reformbereitschaft schaffen wir neuen Zukunftsmut für unser Land.

Zwei Bäcker in einer Backstube, kneten am Tisch Teiglinge
DHKT/Das Handwerk